•• Mein Weg zum Pferdefotografen - Teil 2

Datum: 15.05.2019

Im ersten Teil (hier zu lesen) dieser Artikelreihe hast du erfahren, wie es überhaupt dazu kam, dass ich Pferdefotograf werde. Bevor du dir also diesen Artikel durchliest, schadet es nicht, wenn du die Vorgeschichte dazu kennst. Klick dich einfach rein. Ja, ich will zuerst Teil 1 lesen.

Dieser zweite Teil wird mit Sicherheit keine chronologische Aufzählung der Ereignisse von 2012 bis 2019. Ganz im Gegenteil. Du sollst einge Geschichten hören, die ich in den letzten Jahren erlebt habe. Geschichten, die mich weitergebracht haben und aus denen ich gelernt habe. Es wird also weiterhin interessant bleiben.

Die ersten Aufträge

Wir befinden uns im Sommer 2012 und vor Kurzem habe ich mein Kleingewerbe als Fotograf angemeldet. Mein erstes Auftragsshooting stand an. In einem Stall in der Nähe von mir durfte ich einen jungen Paint Horse Wallach fotografieren.

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Mit einem wahnsinnigen Ehrgeiz bin ich an das Shooting herangegangen. Ich wollte eben so viel wie möglich richtig machen. Obwohl ich innerlich sicherlich angespannt war, hatten wir einen tollen Shootingnachmittag. Natürlich, wenn ich mir heute die Fotos anschaue, dann würde ich heute 7 Jahre später vieles anders machen. Gerade was das Arbeiten mit dem Licht betrifft. Aber damals (und auch heute noch) bin ich stolz darauf, was dabei entstanden ist. Und vor Allem konnte ich schon damals mit meiner Arbeit anderen Menschen eine Freude machen. Und genau darum geht es unter Anderem auch in der Fotografie für mich.

Auf diesen Auftrag folgten dann noch weitere Shootings. In Facebook habe ich mir eine kleine Community über meine Seite aufgebaut und dort regelmäßig meine Bilder präsentiert. Ebenso hab ich sehr schnell eine eigene Website für mich auf die Beine gestellt. Etwas, das ich heute jedem rate, der durchstarten will. Nur wenn man sichtbar ist, kann man bekannter werden und an Aufträge kommen. Wer sich verkriecht und seine Arbeit nicht herzeigt, wird sich schwerer damit tun, an Kundschaft zu kommen. Und noch etwas. Wer sich verbessern will in seiner Arbeit, der muss die Möglichkeiten wahrnehmen, um Kritik zu ernten. Positive wie negative. Denn auf diese Art und Weise fängt man an, seine eigene Arbeit zu hintefragen oder zu feiern und daran festzuhalten, was man macht. Kritik kann motivieren - gute wie schlechte. Es ist nur Kopfsache, wie man damit am Ende umgeht.

Nun bislang war Social Media für mich nur Zeitvertreib und Vernetzen mit Freunden und Bekannten. Auf einmal habe ich angefangen, das Potential von Facebook für geschäftliche Dinge, zu erkennen. Meine Arbeit hat sich verbreitet, die Followerzahl stieg und es wurde einfacher für mich, neue Aufträge zu bekommen. Bis zum Herbst 2012 kam die Sache allmählich ins Rollen und ich war so mega happy mit dieser Entwicklung.

Von Icebreaker Shootings, Wegbegleitern und Mentoren

Es gibt sie immer wieder und auch heute noch. Aufträge, die mich auf einen Schlag imens weiterbringen. Ich nenne sie gerne Icebreaker, da sie sprichwörtlich das Eis brechen können. Zwei Termine, die mich in den Anfängen meiner Fotografie richtig gepusht haben, wirst du jetzt kennenlernen.

Darf ich vorstellen? Customized Crome - Quarter Horse Hengst


Mein erster Hengst, den ich vor der Kamera haben werde und dann auch noch so ein schicker, wie das Crömchen. Die Nachricht, welche ich damals von Susanne Schnell in Facebook bekommen habe, zeig ich dir direkt mal.

Mächtig stolz aber auch ordentlich nervös hab ich mich dann während der VWB Indian Summer Show auf den Weg nach Kreuth gemacht, um dort Customized Crome und Susanne zu fotografieren. Es standen Portraits auf der Wiese und Reitbilder auf dem Plan. Tja und was soll ich sagen? Ich war im 7. Himmel. Für mich war dieser Tag etwas ganz besonderes. Eines der Fotos kommt dir vielleicht sogar bekannt vor. Das Stopfoto von Susanne und Crömchen hat es irgendwie auf selbstständigen Weg durch sämtliche Social Media Kanäle rund um die Welt geschafft. Wurde zigfach heruntergeladen, mit tollen Sprüchen zum Reiningsport versehen und vieles mehr. Schon etwas abgefahren. Das Portrait von Crömchen, welches du unten siehst, habe ich ein paar Jahre später neu bearbeitet. Das Foto selbst stammt aber aus dem Shooting im September 2012.

Nun, dieses Fotoshooting hat mir eine Reichweite verpasst, die mich gewaltig nach vorne katapultiert hat. Susanne hat, wie angekündigt, die Bilder für Promotionzwecke verwendet. Auf einen Schlag sind die Likes auf meiner Facebookseite angestiegen und die Anfragen für Shootings wurden immer mehr. Jetzt lag es an mir, etwas daraus zu machen. Und verdammt nochmal, ich hatte Blut geleckt. Ich war sowas von motiviert, richtig Gas zu geben.

Bis in die Jahresmitte 2013 folgten viele weitere Shootings mit glücklichen Pferdebesitzern. Zu der Zeit war ich noch in allen möglichen Richtungen unterwegs und musste erst selbst meinen Weg finden. Im Herbst 2013 hab ich dann etwas gemacht, um mein Portfolio aufzustocken und mir wieder einen neuen Icebreaker zu holen.

Das Fotoshooting mit Lilpeppy Dun It Right

TFP (Time for Pictures) nennt man es in Fotografenkreisen, wenn man gratis Fotoshootings anbietet. Für ein genau solches TFP - Shooting habe ich damals Martin Binder kontaktiert und ihn gefragt, ob ich Dun It fotografieren darf. Martin war sofort dabei und wir hatten einen gemeinsamen Termin für Ende September gefunden. Das Shooting in Adlstein war ein voller Erfolg und lange Zeit wurde eines der Portraits noch für die Deckhengst Promotion von Dun It auf Anzeigen und in Facebook verwendet.

Meine Freizeitreiter

Wenn es aber eine Sache gibt, die ich unbedingt erwähnen will, dann sind das alle die vielen anderen Pferde, die ihr Leben als Freizeitpferd verbringen. Ohne diese vielen Pferde vor meiner Kamera wäre ich heute nicht da wo ich bin. Die Freizeitreiter, die ihre Pferde einfach innig lieben, waren es, die mich wachsen ließen. Egal welche Rasse, egal welches Alter, egal welche Location, egal welche Reitweise. Jedes Shooting für sich war besonders und hatte seinen eigenen Charakter. Und ich bin dankbar für jedes einzelne Pferde, was ich vor der Kamera haben durfte. Denn aus jedem Shooting habe ich gelernt und konnte besser werden. Und genau so ist es auch heute noch.

Ich will nicht der Fotograf sein, der nur für die high end Sportpferde da ist. Nein ich will auch diejenigen vor meiner Kamera haben, die einfach gerne mit ihrem Pferd im Wald ausreiten und ihr Pferd regelmäßig mit Leckerlies verwöhnen. Bilder im weichen Abendlicht. Momente, in denen man die Verbindung zwischen Pferd und Mensch zeigt. Ich will Erinnerungen schaffen, die später an der Wand hängen und dem Besitzer schon auch mal ein paar Tränen in die Augen treiben lassen. Alles hat seinen Reiz und jede Art der Fotografie bringt andere Aspekte und Schwerpunkte. Durch diese Mischung kann ich mir auch die nötige Kreativität wahren, um ein Fotoshooting zu einem Erlebnis werden zu lassen.

Wegbegleiter und Mentoren auf zwei Beinen

Wie du bereits im ersten Teil lesen konntest, gab es für mich immer wieder Personen, von denen ich wahnsinnig viel lernen konnte. Von einer solchen Person möchte ich dir jetzt erzählen. Es war im Spätwinter 2013/2014. In Kreuth war ich öfters als Zuschauer auf Turnieren und habe mich über die Turnierfotografen vor Ort informiert. Es hat mich einfach fasziniert, diese sportliche Seite des Reitens - vor allem die Action in der Reining - mit der Kamera festzuhalten. Zu dieser Zeit kam mein erster Kontakt mit Dirk Büttner zu Stande. In besagtem Winter habe ich bei Dirk für einen Workshop angefragt. Dirk hat mich damals gebeten, dass ich ihm ein paar Bilder von mir schicke, damit er beurteilen kann, wo ich aktuell fotografisch stehe. Schlußendlich hat er mich zu einem persönlichen Treffen auf der Euro Futurity in Kreuth eingeladen. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und Dirk hat mir angeboten, dass ich in sein Fotografenteam bei Figure8 einsteigen könnte. Ich sollte für Figure8 also die großen Shows als Zweitfotograf fotografieren. Ich war hin und weg.

Und so kam eines zum anderen. Bei meiner ersten Show bei Ludwig Quarter Horses in Bitz war ich noch total grün hinter den Ohren. Fotografieren an einer Blitzanlage. Nur ein Schuss, der sitzen muss. Keine Serienbildaufnahme. Die richtige Phase treffen. Um Himmels Willen. Meine fotografische Welt hat sich auf den Kopf gestellt. Aber dank Dirk's Geduld und regelmäßiger Tipps konnte ich mich stetig verbessern und hab mich in der Turnierfotografie immer wohler gefühlt. Dirk hat mir wahnsinnig viel über Blitztechnik, Bewegungsphasen, Perspektiven bei Reitfotos und der sportlichen Schiene der Pferdefotografie gelernt. Ohne diesen Input würde ich heute definitiv nicht da stehen wo ich bin. Dafür mein großes Dankeschön an Dirk Büttner. Diese Zeit werde ich definitiv in guter Erinnerung behalten, denn auch der Spaß kam oftmals nicht zu kurz.

D-Day - ich kündige meinen Job

Schon etwas abgefahren, was dann in den folgenden Jahren passiert ist. Wenn ich jedem Jahr bis zu meiner Kündigung einen Titel geben sollte, dann wäre das heute ungefähr so:

Und unter genau diesem Motto bin ich in das Jahr 2016 gestartet. Ich hab mir fest vorgenommen, so richtig Gas zu geben und PS auf die Straße zu bringen. Mein gesamtes Jahr 2016 hatte ich - abgesehen von zwei Urlaubstagen - für Turniere und Fotoshootings verplant. Ja ich war gerade einmal 2 meiner freien Tage nicht auf Shootings oder Turnieren unterwegs. Mein Ziel war es, herauszufinden, ob ich es finanziell und von der Nachfrage her packen könnte, in die hauptberufliche Selbstständigkeit zu wechseln und von meiner Leidenschaft zu leben.

Ich kündige

Hast du schon einmal einen Job gekündigt? Eine Stelle, an der du dich weitestgehend wohl gefühlt hast, gut bezahlt wurdest? Vielleicht kannst du dann die nächsten Zeilen dirket nachvollziehen. Schon Mitte des Jahres hat sich abgezeichnet, dass ich es schaffen kann mich selbstständig zu machen und mein Entschluss stand fest. Ich werde kündigen. Am 03.11.2016 war es dann soweit. An diesem Tag hatte ich meine schriftliche Kündigung in doppelter Ausfertigung mit in die Arbeit genommen. Noch nie zuvor habe ich bei einem Arbeitgeber gekündigt. Ich wusste nicht so recht was mich erwarten wird. Dieses Gespräch geht man zuvor x-fach im Kopf durch. Man überlegt sich, mit welchen Worten man anfängt und wie sich das Gespräch entwickeln könnte. Und naja - wie so oft. Es war völlig anders als ich es im Kopf hatte :). Aber der Schritt war getan und als letzter Arbeitstag stand der 23.03.2017 an. Ja ich hab sehr früh gekündigt, noch weit vor meiner Kündigungsfrist. Ich wollte einen sauberen Abgang mit der Möglichkeit zu einer ordentlichen Übergabe meiner Aufgaben möglich machen.

In der Frühstückspause meines letzten Arbeitstages hat mich ein Kollege gefragt, ob ich jetzt erst mal ein paar Tage Urlaub machen werde jetzt. Daran war für mich überhaupt nicht zu denken. Was wäre es für ein Start, wenn ich mich erst mal auf die faule Haut legen würde? Mittags um 12Uhr habe ich die Firma zum letzten mal verlassen und war um 14Uhr bei meinem ersten Shooting on location. Eine mega spannende Zeit. Und auch der Abschied von meinen damaligen Arbeitskollegen fiel mir nicht gerade leicht. Ja es gab hier und da auch ein paar Tränen. Aber wenn sich eine Tür schließt, geht die nächste auf. Man muss eben nur bereit sein, hinein zu gehen. Und yes - das war ich sowas von.

Mein Weg als Turnierfotograf

Im Jahr 2017 hatte ich weniger mit der Turnierfotografie zu tun. Mein Fokus lag auf dem Grafikdesign und den Fotoshootings bei meinen Kunden vor Ort. Auch die Zusammenarbeit mit Dirk Büttner hatten wir aufgelöst. Aber im Laufe des Jahres hat sich abgezeichnet, dass ich zurück in die Showfotografie kommen könnte. So kam auch die Zusammenarbeit mit der NRHA Germany zu Stande. 2019 ist mein zweites Jahr als offizieller Turnierfotograf für diesen Verband. Und genau diese Zusammenarbeit war ein weiterer Türöffner für so viel mehr. Durch diese Shows konnte ich meine fotografische Arbeit einem noch breiterem Publikum präsentieren. Dadurch wurden auch andere Turnierveranstalter in Europa auf uns aufmerksam, so dass wir dieses Jahr wahnsinnige 17 Shows in 4 Ländern Europas fotografieren. Dabei konzentrieren wir uns aber ausschließlich auf Reiningturniere. Die Entwicklung war wahnsinnig rasant. Ich möchte es einfach auch als "Zur richtigen Zeit am richtigen Ort" bezeichnen.

Aber all das wäre auch nicht möglich, ohne ein großartiges Team um mich herum. In diesem Jahr darf ich mich glücklich schätzen, dass ich eine Truppe von insgesamt 10 Leuten hinter mir stehen habe, die mich auf den Shows unterstützen. Ohne dieses Team wäre das alles nicht möglich und es ist für mich nicht selbstverständlich, dass unsere Leute ihren Urlaub dafür verwenden, um mit mir Turniere zu fotografieren. Zusammenarbeit ist eben alles.

Dabei wollen wir auf den Shows aber mehr bieten, als "nur" Stop, Spin und Zirkel Fotos. Wir verstehen uns auf den Turnieren als Eventfotografen. Für uns bedeutet das, dass wir auch einen Blick auf das Drumherum werfen. Grund genug, um bei manchen Shows bis zu drei Fotografen in und um die Arena sitzen zu haben, die dann auch Emotionen und besondere Momente für euch einfangen.

Und Grafikdesign?

Anfangs habe ich die komplette Promotion für mich selbst auf eigene Faust gemacht. Logo, Visitenkarten, Flyer, Website, usw. Ich bin extrem froh darüber, dass ich mir auf diesem Gebiet selbst gut weiterhelfen konnte. Und natürlich hat mir dieser zusätzliche kreative Part meiner Arbeit wahnsinnig viel Spaß gemacht. Irgendwann war es für mich dann logisch, dass ich mein Angebot um den Bereich Grafikdesign und Mediengestaltung erweitere. Und auch damit hab ich richtig Gas gegeben. Über die Jahre durfte ich eine Unmenge an Logos designen und betreue grafisch die Promotion einiger Hengste aus dem Westernreitsport. Der große Vorteil für meine Kunden ist, dass sie von einer All - In - One Lösung profitieren können. Vom Foto bis hin zum fertigen Werbemittel kann alles über meinen Tisch laufen. Meine Kunden ersparen sich die Kommunikation und das Daten hin und her schicken zwischen Fotografen und Grafiker. Auch die komplette Abwicklung mit Druckereien übernehme ich in diesem Fall. Da die Aufträge inzwischen mein eigenes Pensum übersteigen, hole ich mir für manche Themen auch tatkräftige Hilfe von Außen. Seit 2019 unterstützt mich eine Studentin regelmäßig bei Projekten. Auch hier kommt eben wieder der Aspekt der Zusammenarbeit zum Tragen. Zusammen kommt man weiter.

Und wie geht es weiter?

Ich liebe meinen Job. Oft sage ich auch, dass ich im Grunde genommen gar nicht mehr arbeite. Sondern einfach nur Spaß hab. Das Besondere an dieser Arbeit ist für mich die Abwechslung. Ich komme wahnsinnig viel rum. Lerne tolle Orte kennen. Und vor Allem lerne ich regelmäßig neue interessante Menschen und Tiere kennen. Ja ich bin ein Menschenfan. Ich liebe es einfach, Geschichten zu hören und neue Charaktere kennenzulernen. An jeder Person, die man trifft, kann man wachsen. Genau das ist meine Philosphie. Offen sein für Neues, Bisheriges verbessern und feiern. Für die nächsten Jahre gibt es natürlich feste Ziele. Seit diesem Jahr beschäftige ich meine erste Angestellte in Teilzeit. Und für 2020 ist das Ziel, dass wir unser Büro auslagern und wir unsere ersten Räumlichkeiten beziehen. Eine Trennung von Privatwohnung und Arbeitsplatz eben. Das wird uns definitiv noch effektiver machen. Wie unser Büro aussehen soll, hab ich dabei schon bildlich komplett im Kopf. Ich freue mich auf diesen weiteren Schritt. Und vor Allem freue ich mich, wenn du mich weiterhin dabei begleitest.

Um zu verdeutlichen, wie meine Einstellung für die kommenden Jahre ist, möchte ich jetzt mit einem kurzen knackigen Satz abschließen.

"Das war erst der Anfang!"

Vielen Dank für deinen Besuch.

- Tom -