•• Warum ich meine Bilder bearbeite
Datum: 26.09.2017
Heute greife ich ein Thema auf, das am Rande der Fotografie liegt. Die Bildbearbeitung. In diesem Artikel will ich euch über meine Art der Bildbearbeitung berichten. Es wird vorher-nachher Bilder zu sehen geben und ich erkläre euch vor Allem, weshalb ich meine Fotos retuschiere und bearbeite.
Damit ihr gleich zu Anfang mal ein Gefühl dafür bekommt, was in meiner digitalen Dunkelkammer so passiert, gibt es ein Video von mir. 20 Minuten Bildbarbeitung komprimiert auf 5 Minuten in Highspeed. Das Foto des Quarter Horse Wallachs entstand im Frühsommer 2017.
Wie ihr seht, ist in der Bildbearbeitung einiges möglich. Und ich muss sagen, dass bei dem Foto im Video noch gar nicht allzu viel passiert ist. Man könnte das Thema noch viel mehr ausreizen. Aber jetzt zum eigentlichen Thema.
Warum Bildbearbeitung?
Grundsätzlich gehört für mich die Bildbearbeitung dazu, wie das Drücken des Auslösers. Durch gezielte Bildbearbeitung kann man mehr aus einem Foto herausholen. Dabei ist es aber wichtig, dass bereits das Ausgangsmaterial eine entsprechende Qualität hat. Ein unscharfes Bild wird man nicht mehr scharf bekommen. Extrem überbelichtete oder unterbelichtete Fotos wird man nie in der nötigen Qualität bearbeiten können. Im Folgende möchte ich euch jetzt drei Gründe nennen, weshalb Bildbearbeitung für mich wichtig ist.
GRUND #1
Der Spassfaktor
Bildbearbeitung macht mir einfach tierisch Spaß. Ich freue mich nach jedem Shooting wieder, wenn es an das Sichten und Sortieren geht. Im Anschluss daran lege ich mit der Bearbeitung los. Welcher Farblook ist passend? Gehe ich in eine eher dezente Bearbeitung? Pushe ich die Farben richtig? Was passt zum Thema? Kann ich etwas gewagter und künstlerischer an die Bearbeitung herangehen? Es gibt unendlich viele Möglichkeiten.
Besonder interessant wird es aber immer dann, wenn man Akzente im Bild hat, die man herausarbeiten kann. Damit meine ich zum Beispiel spannende Lichtakzente im Hintergrund. In der Fotografie spricht man hier auch vom sogenannten "Bokeh". Schön zu erkennen ist dies am folgenden Bild der Quarter Horse Stute Campari Enterprise und ihrer Besitzerin.
Die hellen Stellen im Hintergrund verleihen dem Foto eine wunderbare Stimmung. Die Reflektionen in den linken und rechten Bildecken sind aber bereits im Original vorhanden. Durch den Farblook in der Bildbearbeitung wurden diese jedoch noch mehr betont. Das war auch der eingangs erwähnte Punkt, dass das Ausgangsmaterial für die Bildbearbeitung möglichst optimal sein muss. Zum Vergleich zeige ich euch auch das komplett unbearbeitete Originalfoto.
Für jemanden der kreativ tätig ist, macht es einfach irrsinnig viel Spaß. Gerade dann, wenn man sieht, was man aus seinem Ausgangsmaterial gemacht hat. Und schon allein der Spaßfaktor ist für mich ein Grund, um meine Bildbearbeitung weiter zu verbessern. Neue Techniken erlernen und neue Dinge ausprobieren. Das gehört für mich zur Entwicklung der eigenen Arbeit dazu. Und genau dieser Spaßfaktor trägt einen großen Teil zu meiner Motivation bei. Frei nach dem Motto "Macht es dir Spaß - fällt es dir leicht." gehe ich genau diesen Weg.
GRUND #2
Die eigene Kreativität
Nun ist mein Job ja ein kreativer Beruf. Die Kreativität zieht sich dabei von Anfang bis Ende durch. Sie beginnt bereits beim ersten Gespräch mit meinem Kunden. Man bespricht die Wünsche und Vorstellungen. Eine gemeinsame Idee wird ausgearbeitet. Bereits in diesem Moment wird man kreativ. Man stellt sich die Fotoshooting Situation vor und überlegt wie man was machen wird.
Vor Ort beim Shooting geht es dann weiter. Nachdem man die Models - Pferd und Besitzer - kennengelernt hat, sucht man gemeinsam eine geeignete Location. Wie das finale Bild in etwa aussehen wird habe ich ab jetzt im Kopf. Der Apfelbaum am Feldrand. Seine tiefhängenden Äste bilden einen nur leicht unscharfen Hintergrund. Der schräg gewachsenen Stamm kann als natürliche Vignette eingesetzt werden. Das wird den Blick auf dem Foto später lenken. Die weiter entfernt liegenden Büsche sind dann bereits extrem unscharf im Bild. Und so weiter und so fort. Man kann sich also vorstellen, was in meinem Kopf "on location" vorgeht.
Das Drücken des Auslösers im richigen Moment schafft mir dann das Rohmaterial, das ich später in der Bildbearbeitung benötige, um das maximal Mögliche heraus zu holen. Bei der Bildbearbeitung setzt sich dann dieser kreative Prozess fort. Das Schöne daran ist, dass man immer wieder neue und andere Wege gehen kann. Von dezenten Farbtönen mit wenig Sättigung bis hin zu knalligen Farben in satten Tönen ist alles möglich. Oder eine schöne schwarz/weiß Entwicklung. Diese vielfältigen Möglichkeiten geben mir so viel kreativen Spielraum. Für mich ganz klar, dass ich diese Möglichkeiten ausschöpfe. Die Ergebnisse sprechen für sich.
Das nachfolgende Beispiel ist besonders interessant. Das Portrait der Quarter Horse Stute "Miss Hurly Einstein" habe ich Ende Mai 2017 gemacht. Wir hatten strahlenden Sonnenschein. Für Fotos eine gute Voraussetzung. Bereits das Originalbild (links) hat eine tolle Wirkung. Für mich stellt dies aber keinen Grund dar, es dabei zu belassen. Das dominante Grün lenkt zu sehr vom Pferd ab. Demnach wird es entsättigt und der Grünanteil in einen gelblicheren Ton verschoben. Ebenso ist es bei der Nachbearbeitung möglich, einzelne Glanzstellen im Fell noch stärker zu betonen. Dies wird im Bereich der Schulter und der Mähne sehr gut deutlich. Und natürlich wird bei mir die Führkette des Halfters enternt. Das gehört bei mir zum Standard.
GRUND #3
Der "Wow - Effekt"
"Wie geil sind die Fotos bitte?
ALLE!!!!!😍
Ich bin so heftig zufrieden wie noch nie mit nem Fotograf!"
Eine ungeschönte (unbearbeitete :-) ) Reaktion, die ich kürzlich von einer Kundin erhalten habe. Ich nenne es einfach mal den "WOW - EFFEKT". Und genau so etwas ist für mich einfach nur toll. Natürlich lebe ich finanziell von meiner Arbeit. Aber was ich zusätzlich sehr daran schätze ist die Anerkennung. Bei jedem neuen Facebook Beitrag fieber ich mit den Likes mit. Wie gut wird das neue Foto angenommen? Kommen nette Kommentare? Wird es geteilt? Und schon gibt das wieder einen zusätzlichen Motivationsschub. Und auch die öffentlich verborgenen Reaktionen, die ich von glücklichen Menschen erreichen, machen mich stolz.
Dieser "WOW - EFFEKT" wird oftmals durch die Bildbearbeitung verstärkt. Ab und an zeige ich auch meinen Kunden eines ihrer Fotos in der vorher-nachher Version. Das Feedback ist einfach nur klasse. Das ist für mich alles Grund genug, um an meinem Stil festzuhalten.
Fazit
Die Bildbearbeitung ist für mich fester Bestandteil meiner Arbeit. Die Möglickeiten, welche uns Lightroom, Photoshop & Co. bieten sind genau dafür da. Es wäre schade, wenn ich diese nicht nutzen würde. Warum soll man Potential auf der Strecke liegen lassen, obwohl man es ausschöpfen kann? Nur um sagen zu können "Ich fotografiere bereits beim Shooting so perfekt, damit ich meine Fotos nicht mehr bearbeiten brauch?" Das mag sein. Und wer diesen Stil hat, dem gönne ich seine Vorgehensweise. Diese Art der Fotografie respektiere ich vollkommen und schätze sie auch.
Für mich persönlich gehen jedoch digitale Fotografie und digitale Bildbarbeitung Hand in Hand. Die tollsten Techniken in der Bildbearbeitung helfen mir aber nichts, wenn ich beim Shooting keine ordentliche Arbeit leiste. Ich muss sowohl in der Rolle des Fotografens als auch in der des Bildbearbeiters eine top Leistung abliefern. Meine Bilder sind bearbeitet. Dazu stehe ich ich und darauf stehe ich. In diesem Sinne...
Vielen Dank für deinen Besuch.
- Tom -